THEMA:

471189 schrieb:

Mit meinem gefährlichen Halbwissen fahre ich den Berg mit dem Gang herunter, der die Fuhre hoch gebracht hat. Gebremst wird dabei im Intervall, also eher kurz und kräftiger. Das erachte ich insgesamt sinnvoller, als mit angelegten Bremsklötzen die Bremse quasi permanent schleifen zu lassen.

Wie immer, jeder wie er will.

Wenn es um Sicherheit geht, lieber nicht wie man will, sondern wie es muss! Mit dem selben Gang runter, wie rauf, habe ich vor 45 Jahren auch in der Fahrschule gelernt und das ging auch so. Im Lauf der Zeit hat sich das aber "gefühlt" verändert: Scheinbar bremsen die Motoren heute nicht mehr wie früher. Ein Grund dürften die inzwischen viel geringeren Hubräume sein. Meine Erfahrung ist bergab = bergauf - 1.
In Grenoble sind wir eine Gefällstrecke von 4 KM mit einem Gefälle von 14% runter, einspurig. 2. Gang, bis 4000 RPM, dann runterbremsen auf 2000 RPM und weiter so. Das ging so, auch wenn mir das Geschrei des Motors richtig weh getan hat. Ich war allerdings froh, dass in Frankreich die Guillotine abgeschafft ist: Die Franzosen hinter mir wurden doch sehr (sagen wir es freundlich) ungeduldig!

HaraldG schrieb:

Das stimmt und deshalb fahre ich steile und oder lange Abfahrten immer im 1. Gang. Ja, damit ist man leider manchmal ein lästiges Verkehrshindernis aber da ist mir die eigene Sicherheit wichtigerer als die Meinung der anderen Verkehrsteilnehmer. Und selbst im 1. Gang reicht die Motorbremswirkung leider manchmal nicht aus was dann dazu zwingt, die Fußbremse bis zur Belastungsgrenze einzusetzen. Dann hilft tatsächlich nur mehr rechtzeitiges (!) Anhalten und die Bremsen abkühlen lassen.

Ja sag mal,
welche Pässe fährst du denn so ?
Das muss ja senkrecht runter gehn.

Servus
Also ich fahre ja laufend so ziemlich alle Pässe im Alpenraum.
O.k., vielleicht nicht gerade das Stilfser Joch, aber da gehts mir eher um die Kupplung beim Bergauffahren.
Plöckenpass, Vrsic Pass, Staller Sattel, Penser Joch, Jaufenpass, Auronzo und wie sie alle heißen,
fahre ich immer wieder.
Richtig geil ist die "Große Dolomitenstrasse" von Bozen nach Cortina mit 5 - 6 richtig schönen Pässen.
Aber abwärts nen 1. Gang und Intervall Bremsen hatte ich noch nie.
Klar darf man nicht dauerhaft auf der Bremse stehen, das macht sie heiß ohne richtige Bremswirkung.
Wenns steil wird 2. Gang mit Motorbremse und hie und da mal gscheit bremsen. Muss man eh vor jeder Kehre.
Und natürlich hie und da mal weg vom Pedal und die Kiste etwas laufen zu lassen.
Auf Schnee geht das natürlich nicht. Hatte ich auch schon einige Male, Serpentinen mit Schneeketten abwärts.
Sehr sehr schwierig.
Bergabfahrhilfe habe ich noch nie ausprobiert, sollte ich mal testen.
Vielleicht hab ich ja als bayuwarischer Bergfreund mehr Erfahrung mit sowas,
trotzdem würden mich die Pässe die ihr so fahrt interessieren.

Meistens sind diese steilen Sachen nicht die "großen" bekannten Pässe, die sind schon entsprechend ausgebaut. Eher die kleinen unbekannten, die man "aus versehen" am Weg mitnimmt. Oder kleine Nebenstraßen am Berg, die als (durchaus lange) Zufahrten zu Wanderstartplätzen führen.
Ich würde sagen zu 95% ist der 2. Gang in den Bergen ausreichend, aber ja ich hatte auch schon stellen die auf Dauer eher was für die 1. gewesen sind. Mit Anhänger dran habe ich keinen Zweifel das die 95% massiv fallen würden..

Es ist immer wieder faszinierend, mit welch gefährlichem Halbwissen die Piepelz, auf ihre Bergabfahrhilfe vertrauend, dauerbremsend die steilsten Passtraßen runtergondeln.
Die BAH ist nichts weiter als ein paar Zeilen Software, die für einen automatischen Bremseneingriff sorgen. Entstanden ist sie mit dem Aufkommen der ersten SUVs, die, im Gegensatz zu echten Geländewagen, keine Geländereduktion haben und somit auch nicht motorgebremst kontrolliert langsam steile Geländepassagen befahren können. Hinzu kommt der unerfahrene SUVist, der mit seinem Pseudogeländewagen bergab auf rutschigem Untergrund auf das mittlere Paddel llaatscht. Worauf sich die Karre mit blockierenden Rädern querstellt und seitlich abrollt. Also haben die Entwickler schnell ein paar Programmzeilen zusammengefrickelt. Kostet ja nichts. Analogie siehe ESP: Unvermögen von Fahrer oder Fahrwerk werden durch SW kompensiert. Übrigens: Die 30km/h-Restriktion stammt auch aus der Geländehistorie der BAH.
Soweit funktioniert es. Aber es ist nicht dazu gedacht, sich damit sorglos fröhlich pfeifend die steilsten Passstraßen herunterzustürzen. Da kann man auch gleich den Fuß auf der Bremse stehen lassen.
Verstehen leider die Wenigsten.

@GB260: Das hast du jetzt schön geschrieben (in Post 44).
Steht so, allerdings recht verkürzt aber auch schon im Post mit der Nummer: 2 (zwei!)

Ah ja, lang ist es her!

„Also haben die Entwickler schnell ein paar Programmzeilen zusammengefrickelt. Kostet ja nichts“

Interessante Vorstellung von Softwareentwicklung.

Ich korrigiere: Wenig. Im Vergleich zu HW-Änderungen an einem bestehenden Bremssystem dürften die Kosten für die SW eher gering sein.

GB260 schrieb:

..., mit welch gefährlichem Halbwissen die Piepelz, ....

Deswegen bin ich ja so froh, dass in einem Forum diese Art Leute mit den richtigen Experten zusammen kommen und anschließend alle auf dem gleichen Stand sind.
Dankeschön!
VG Jürgen

Eindeutig ist die Qualität hier deutlich besser als in diversen Fratzenbuchgruppen! Da ist oft schon die Fragestellung so unpräzise, das die Frage nicht beantwortbar ist (es wird aber trotzdem munter geprostet).