Naja, grundsätzlich ist es mal so, dass sich der Druck aus der Belastung und der zulässigen Walkarbeit der Karkasse ergibt. Da die Dimension gleich sind, sind auch die Verhältnisse einigermaßen gleich, folglich auch der Drop (das Maß, um das der Reifen an der Aufstandsfläche eingedrückt wird).
Unterscheiden dürfte sich die zulässige Walkarbeit der Karkasse je nach Hersteller, bzw. Materialkombination. Soweit, glaube ich, werden noch die meisten mit mir d'accord gehen. Wenn man sich aber jemals mit Frank Bertos Reifenberechnungen beschäftigt hat, weiß man bspw., dass breite Reifen keine höheren Rollverluste haben, außer eben der etwas höheren Walkarbeit.
Aber zurück zum Eigentlichen:
Einen Reifen kann man totpumpen. D.h. eine weitere Drucksteigerung erhöht nicht mehr die Tragfähigkeit, sondern verschlechtert den Grip und Komfort. Allerdings gibt es auch weniger Walkarbeit, der Reifen wird nicht so warm.
Fiat (Poessl) sagt nun bei meinem Duc, dass vorne wie hinten 5,5 bar gepumpt werden sollen.
Nun nehmen wir jedoch mal die Tabelle von Ramto (
Reifendrucktabelle-Ramto)
), wo man sehr gut sehen kann, welcher Reifen bei welcher Belastung totgepumpt ist. Das sind die Felder mit den Sternchen. Das ergibt bspw. ein Reifen 225/75 R16 ist bei über 4,75 bar totgepumpt und kann nicht mehr wie 1175kg/Rad. Das gilt angeblich bis auf geringe Abweichungen (zulässige Walkarbeit der Gummimischnung) für alle Fabrikate.
Dann aber schauen wir mal die Reifenspezifikation des BFG an:
Der Bf Goodrich all terrain ko2 225/75 R16 mit Lastindex 115 darf 1215kg/Rad. Nach der Ramto-Tabelle wäre das jedoch gar nicht möglich. D.h. ein General Grabber AT3 kann eben nicht bei 4,75bar totgepumpt sein.
Sehen wir uns den General Grabber AT3 als 225/75 R16 an: gleiche Werte wie der BFG, gleiches Ergebnis. Auch dieser Reifen hat Lastindex 115, darf also 1215kg/Rad, braucht also durchaus mehr als 4,75 bar (bei voller Belastung).
Da nun AT-Reifen evtl. generell mehr Walkarbeit ausführen (sollen), ist es möglich, dass deren Hersteller einfach der Gummimischung mehr Walkarbeit zutrauen (mit mehr Wärmeentwicklung verbunden).
So und nun die Frage:
Hat BFG evtl. eine höhere Walkarbeit spezifiziert und der AT3 vielleicht doch einen höheren Druck?
Oder vielleicht umgekehrt: Der AT3 darf mehr walken, der BFG braucht mehr Luftdruck?
Das wissen nur die Hersteller. Ich gehe zwar davon aus, dass die Unterschiede bei Reifen gleicher Bauart und Verwendungszweck marginal sind, aber ich weiss es eben nicht.
Das weiß nur der Hersteller, weswegen es Sinn macht, dass jeder Hersteller für seine Reifen auch Reifendrucktabellen rausgibt. Continental verweist beim AT3 auf die allgemeine Reifendrucktabelle von Conti. Seltsam ist das dann schon.
Und vielleicht noch was zum Totpumpen:
Das ist kein absoluter Wert, sondern von der Balstung abhängig. Nehmen wir wieder die (fragwürdige?) Ramto-Tabelle, dann ist ein 225/75 R16 mit 3,25 an einer Vorderachse mit echten 1700kg Belastung ausreichend gefüllt. Geht man deutlich drüber, ist er auch totgepumpt für diese Belastung. Wer also nicht weiß, was er wirklich auf den Achsen hat, kann nur von der max. zul. Achslast ausgehen und wird folglich meist zuviel Druck fahren, denn die Summe der zulässigen Achslasten bei den meisten ergibt eben nicht 3,5t, sondern 4,5t (Maxi-Chassis).
OT:
Andererseits... was hindert denn jemand daran, mal nach 100km Autobahn beim Stop die Hand an die Reifen zu tun und deren Temperatur zu fühlen. Grobe Abweichungen sollten so schon erkannt werden. Ich mache das seit über 40 Jahren so und habe es einmal nicht gemacht, warauf sich dann kurz nach einem Tankstopp bei 170 die Lauffläche meines vorderen rechten Reifens verabschiedete. Hätte ich beim Tanken mal eben einen Kontrollgriff gemacht, wäre mir aufgefallen, dass dieser Reifen "kocht".