Nur weil man persönlich ohne zusätzliche Nachweise bis 7.5 Tonnen fahren darf, ändert das nichts daran, daß sich oberhalb von 3.5 Tonnen einige fahrzeugspezifische Dinge ändern. Die max 100km/h sind nur eine Spitze des Eisbergs in Deutschland. Beispielsweise in Österreich kann man nicht mehr das Maut-Pickerl in die Windschutzscheibe kleben oder darf in Frankreich diese "schönen" Toter-Winkel-Aufkleber dranpappen.
Korrekt, das ist eine weitere Konsequenz aus der Auflastung, die wir jedoch auch bewusst in Kauf nehmen und akzeptieren. Wenn es auch anders ginge, würden wir das natürlich bevorzugen, aber wie du unten weiter sehen wirst, ist das in unserem Fall kaum möglich.
Wer jedoch auch in Europa unterwegs ist, wird sich den Aufwand wegen 5 Kilo nicht antun. Ob man dann ggf auf 3.85, 4.00 oder 4.25 Tonnen auflastet, hängt in erster Linie vom Fahrwerk und in zweiter vom finanziellen Einsatz ab, spielt aber keine Rolle mehr.
Wie gesagt: die Gewichtsüberschreitung dürfte in vielen Fällen deutlich über 5 kg liegen. Nicht umsonst gibt es auch zahlreiche YouTube-Videos mit Tipps, wie man Gewicht sparen kann, damit man um jeden Preis unterhalb von 3,5 t bleibt. Das nimmt teilweise schon groteske Züge an für mein Empfinden.
Wer jedoch aufgelastet hat, fährt sicher nicht nur mit 3.55 Tonnen oder zumindest nicht dauerhaft durch das Land. Man nähert sich früher oder später wieder dem aufgelasteten Wert an. Einfach weil man noch ein, zwei zusätzliche Ausrüstungsgegenstände mitnehmen kann oder etwas mitbringt, weil man ja nicht auf Gewicht mit aller Konsequenz achten muß.
Das ist eine Annahme, die ich so nicht in jedem Fall unterschreiben würde. Schließlich ist in einem Kastenwagen, von dem ich hier auch spreche (es geht ja um einen Pössl), der Platz noch eher begrenzt als bei einem deutlich größeren Gefährt, wo manch einer noch eine Waschmaschine und Co. unterbringt... Das beantwortet dann auch deine Frage nach der Art des Wohnmobils, worauf ich mich beziehe.
Gemeint ist daher, daß die wenigsten PKW-Besitzer ihr Fahrzeug maximal beladen und nur noch so unterwegs sind. Selbst ein vollbeladener PKW dürfte in den meisten Fällen immer noch leichter, als unsere ausgebauten Kastenwagen sein. Wir merken auf unseren Touren immer wieder, daß viele Führerscheinbesitzer das entweder nicht wissen oder schlichtweg ignorieren. Was beim Reinspringen in den Sicherheitsabstand, Überholen kurz vor der Ausfahrt oder Bremstests auf offener Strecke vor einem PKW häufig noch irgendwie ausreicht, wird bei unseren Kästen aufgrund des höheren Fahrgewichts nicht ohne Geräusch samt Kaltverformung ausgehen.
Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Die Demut vor der Masse, die man da bewegt, fehlt einigen Fahrern von Wohnmobilen genauso wie Fahrern von PKV mit hoher Beschleunigung bei gleichzeitig oft auch massivem Eigengewicht. Defensives und vorausschauendes Fahren sind schon mit dem PKW sehr hilfreich für langes unfallfreies/unfallarmes Fahren, bei größeren Fahrzeugen natürlich umso mehr.
Deutlich überschreiten kann man beim 6m-Kastenwagen eigentlich nur, wenn man seinen gesamten Hausstand mitnimmt, falls der Platz überhaupt reicht (...)
Und hier muss ich mal deutlich widersprechen. Bei einem 6,0 m langen Kastenwagen mag das noch hinkommen, wobei das auch je nach gewählter Ausstattung nicht stimmen muss. Da ich 2 m groß bin, ist ein Querschläfer für uns keine Option und so wird es ein 6,4 m Pössl (Summit Prime). Ich habe mir mal vor/während der Planung nicht nur die Aufpreise für die verschiedenen Ausstattungsmerkmale, sondern auch das zusätzliche Gewicht notiert und mit Hilfe von Excel aufsummiert. Dabei kommt Folgendes raus:
- Masse im fahrbereiten Zustand: 3010 kg (dabei wird von einem Fahrer mit 75 kg, 20 Liter im Frischwassertank und 90% gefülltem Tank ausgegangen)
- zusätztliches Gewicht kommt schon durch die 165 PS Variante, Heavy Chassis, zweite Gasflasche, Markise, zweite Batterie, usw. in signifikantem Maße hinzu
- wenn man zu zweit fährt und eben nicht nur zusammen 75 kg wiegt, dann kommt das noch oben drauf
- je nachdem, wie voll man den Frischwassertank füllen will, kommt da auch noch was hinzu - u. U. nicht wenig!
- alles zusammen ergibt dann bei uns schon gut 3540 kg, und dabei haben wir nicht einmal einen TV und SAT-Anlage, aber Anhängerkupplung und Fahrradträger mit 2 Fahrrädern
- dabei ist noch gar nichts im Kühlschrank, keine Getränke, keine Anziehsachen, Geschirr, Töpfe, Tisch und Stühle für den Außenbereich etc. berücksichtigt...
Wie du sehen kannst, geht es um deutlich mehr als 5 kg oberhalb von 3,5 t. Das Auflasten erlaubt dann 4,25 t, was uns einen sinnvollen und auch notwendigen Spielraum gibt. Ich nehme nicht an, dass wir dann ganz automatisch an die Grenze des erlaubten Gesamtgewichts kommen werden, da wie gesagt irgendwo der Platz ja auch begrenzt ist und wir nicht unnötiges Zeug mitnehmen wollen.
Ich halte dieses Gesamtgewicht mit den ziemlich üblichen Optionen nicht für so exotisch und würde einfach jedem empfehlen, entweder das beladene und betankte (auch Frischwasser) Fahrzeug inkl. Mitfahrern einmal zu wiegen. Wer sich vor der Bestellung noch fragt, ob die 3,5 t ausreichend sind, der sollte sich anhand der Angaben von Pössl zu den Zusatzgewichten der Optionen einen Überblick verschaffen.