THEMA:

twz schrieb:

2016/17 waren die Aussichten des Händlers vor Gericht einen verschobenen Liefertermin zu rechtfertigen deutlich schlechter. Somit ist das mit der derzeitigen Situation nicht direkt vergleichbar.

Warum ? - es sei denn, die Gesetze haben sich geändert ... oder die Verträge. Ich habe z.B. auf Anraten meines Justiziars eine "Corona Klausel" in die Angebote aufgenommen, weil man sich bei C19 bedingten Verzögerungen eben nicht mehr auf höhere Gewalt berufen kann. Das akzeptiert aber nicht jeder Kunde...

Hi
Bei unserem neuen (P2 Relax) stand Juni/Juli im Vertrag als vorraussichtliches Lieferdatum, vorgesten rief der Händler an, dass das Auto mitte Juli von Pössl an den Händler geliefert wird. Bestellung war im September 2020.
So weit, so gut.
Werkstattzeit beim Händler: bis zu 4 Wochen! obwohl wir keinerlei Umbauten beim händler bestellt haben, also nur! Übergabeinspektion..

Gruß

wulf

@Flex636
was machen die Kunden, die deine Klausel nicht akzeptieren?

Es geht ja nicht mehr nur um C19 Lieferverzögerungen, sondern um die wirtschaftlichen Verwerfungen danach. Mittlerweile müsste jedem, der sich für Tagesnachrichten interessiert, auch klar sein, dass keiner mehr Lagerhaltung betreibt. Wenn ein Container irgendwo hängen bleibt, deshalb die Lieferkette reißt und sich halbfertige Ware auf dem Hof stapelt, muss man auch das irgendwie in den Griff bekommen. Die Fahrzeuge werden praktisch nur noch auf Bestellung individuell gefertigt.
Das gibt eine geplante Reihenfolge von verschiedenen Varianten, die in einem gleichbleibenden Takt durch die Fabrik geschickt werden. Da kann man nicht beliebig die Variante wechseln, weil die verschiedene Durchlaufzeiten haben. Wer sich mal mit Produktionsplanung befasst hat, weiß, was ein fehlendes Teil für Konsequenzen auf den Liefertermin haben kann.

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich auch, was Automobilzulieferer für Aktionen machen, damit am Montagmorgen weiter Autos vom Band laufen.

@Manfred: Ist sicherlich auch eine persönliche Erfahrung und insofern völlig legitim.

Für mich wäre allerdings in keinster Weise irgendein mehr oder weniger neuer Hymer auf dem Markt vergleichbar mit dem Clever, den ich damals bestellt habe. Und so ein Fahrzeug habe ich auch bisher noch nirgendwo bei einem Händler stehen sehen. Wenn man also selber so flexibel ist, dass man spontan auch einen Hymer nimmt, dann steht einem dein Weg sicherlich offen, den Händler mit anderen Angeboten vom Markt unter Druck zu setzen. Für mich wäre das aber keine Option gewesen, selbst wenn ich 50% des Kaufpreises erstattet bekommen hätte - ich will mein bestelltes Fahrzeug haben, genau so, wie ich es konfiguriert habe.

twz schrieb:

2016/17 waren die Aussichten des Händlers vor Gericht einen verschobenen Liefertermin zu rechtfertigen deutlich schlechter. Somit ist das mit der derzeitigen Situation nicht direkt vergleichbar.


Außerdem geht es nicht darum, den Händler mit Samthandschuhen anzufassen, sondern die persönlichen Umstände bei solchen pauschalen Ansagen stärker in Betracht zu ziehen. Man kann sich zwar auf andere Urteile berufen, aber der Richter ist ziemlich frei in seiner Entscheidung. Urteile sind nach wie vor Einzefallentscheidungen.
Und auch du warst offensichtlich nicht nach 8 Wochen aus dem Vertrag.

Welcher Richter?
Der in ca. 2Jahren diese Klage verhandelt?
Die Gerichte sind auch mittlerweile völlig überlastet. Ich denke nicht dass das noch nicht eingetrudelte Freizeitgerät oberste Priorität haben sollte.
Aber der Kläger kann ja dann im gleichen Zug das entsprechende Gericht auf diesen Lieferverzug hin mit verklagen. Wichtig sind auch Anwälte die stetig in Lohn und Brot stehen.

twz schrieb:

@Flex636 was machen die Kunden, die deine Klausel nicht akzeptieren?

...die schließen die Verträge mit Marktbegleitern ab...oder ich frag mich was ich mache

twz schrieb:

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich auch, was Automobilzulieferer für Aktionen machen, damit am Montagmorgen weiter Autos vom Band laufen.

Ich auch, denn auf Verzug sind Vertragsstrafen vereinbart. Das ist aber scheinbar in der WoMo-Industrie nicht so.

twz schrieb:

2016/17 waren die Aussichten des Händlers vor Gericht einen verschobenen Liefertermin zu rechtfertigen deutlich schlechter. Somit ist das mit der derzeitigen Situation nicht direkt vergleichbar.

Alle Verträge seit 04/2020 können sich nicht mehr auf die Pandemie berufen, da diese zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses bereits amtlich festgestellt war. Also sind alle Händler ab diesem Zeitpunkt für die getätigten Aussagen verantwortlich. Die Frist in meinem Fall war vom 01.05. 2017 - ca. 20.07.2017 sind ca. 11 Wochen bis Zahlungseingang, wobei ich meinem Händler ca. 14 Tage mehr Frist eingeräumt habe als notwendig gewesen wären. Hätte ich es eilig gehabt wären es bis zum Zahlungseingang 9 Wochen gewesen.

Vielleicht nochmal damit es klarer wird.

Ob ein Händler heute unrealistische 8 Monate in den Vertrag schreibt oder vielleicht realistischere 12 Monate ist ja nicht die Entscheidung des Kunden sondern die Entscheidung des Händlers der sich über mögliche Produktionsausfälle, Lieferketten usw. Gedanken machen muss. Tut er das nicht im richtigen Umfang ist das sein Problem nicht das Problem des Kunden. Ehrlichkeit würde hier dem ein oder anderen Händler gut zu Gesicht stehen.

@Manr

Ich kann dich gut verstehen - du hast dein Wunschmodell gesucht und gefunden. Das will dir auch keiner wegnehmen. Aber hätte es dich gestört wenn der Händler einen realistischen LT in den Vertrag schreibt und ehrlich zu dir ist (falls du Betroffener bist)

@ManfredK

Eines würde mich noch interessieren, wie hast du so schnell ein rechtskräftigen Urteil bekommen?
Die durchschnittliche Zeit bis Urteil lag wohl 2015 bei 4,8 Monaten.
Und beim Dieselskandal bei ca. 9 Monaten.
www.presseportal.de/pm/135393/4358915

@Manfred: Ich kann mich über viele Dinge auf diesem Planeten ärgern, Grundsatzdiskussionen führen, an Demos teilnehmen und versuchen mit Anwälten Grundsatzurteile zu erzwingen. Bin aber eher der Typ, der sich mit Dingen, die ich nicht unmittelbar ändern kann, entsprechend arrangiert und einen Weg findet, der zielführend und möglichst erträglich ist. Einen Anwalt einzuschalten, mit hohen Beträgen in Vorkasse zu gehen für ein Ergebnis, was vielleicht erst in vielen Monaten oder sogar Jahren eintreten könnte...die Option würde ich wohl erst ziehen, wenn wirklich gar nichts mehr geht.

Bei der Bestellung meines Celebration hat das zum Beispiel bedeutet, dass man sich überall entsprechend informiert, sich nicht von windigen Verkäufern (insbesonder auf dem CSD) zu vorschnellen Entscheidungen verleiten lässt, eine realistische Wartezeit von 1 Jahr einkalkuliert und alle weiteren Schritte dann geht, wenn das Auto tatsächlich da ist.

twz schrieb:

@ManfredK

Eines würde mich noch interessieren, wie hast du so schnell ein rechtskräftigen Urteil bekommen?
Die durchschnittliche Zeit bis Urteil lag wohl 2015 bei 4,8 Monaten.
Und beim Dieselskandal bei ca. 9 Monaten.
www.presseportal.de/pm/135393/4358915

So wie ich den Beitrag von Manfred richtig verstanden habe, gab es da nur eine Forderung und einen außergerichtlichen Vergleich und niemals ein Urteil, geschweige denn Anklage