Hallo zusammen! Da ich seit geraumer Zeit mitlese, möchte ich der Gemeinschaft zumindest mitteilen, weshalb ich mich gegen einen Campster entschied:
Gestern war großer Schautag eines großen Wohnmobilhändlers, der auch den Campster offeriert. In freudiger Erwartung enterte ich das Fahrzeug und war zunächst vom ersten Eindruck angetan: Die Halbdinette erfreulich groß, die Polster angenehm straff, der Ausbau recht solide. Sodann erklomm ich das Aufstelldach, für mich die größte Unbekannte; erfreut von der überraschenderweise komfortablen Matratze und der ausreichenden Liegefläche betrachtete ich mir den Zeltstoff und die Verarbeitung genauer und es wurde schnell klar, dass wir, der Campster und ich, nicht zusammenkommen werden. Die Sonne stand hoch am Firmament und so konnte ich zig, ja, fast schon Einschusslöcher in der Zeltbahn sehen. Überall teils erschreckend große Löcher vom Vernähen. Dazu war der Zeltstoff an den Faltstellen an zwei Stellen bereits derart dünn, dass die Sonne durchschien. Der endgültige Verarbeitungs-Gau stellte dann der umlaufende Reißverschluss dar, mit dem das komplette Dach geöffnet werden kann. Obwohl im Neuzustand, lief der Reißverschluss in der vorderen linken und rechten Ecke miserabel und die Zähne waren teils schon angerissen. Ich traute mich kaum mehr, den Reißverschluss zu schließen. Zur Qualitätskontrolle war meine Frau Mama dabei, die als gelernte Schuhfertigerin insbesondere Vernähtes gut beurteilen kann und sie schüttelte nach dem Inspizieren nur den Kopf. Enttäuscht checkte ich den zweiten Campster und auch da: eine miserable Verabeitungsqualität des Zeltstoffes. Das heißt, es müsste bei einem fabrikneuen Fahrzeug bereits der Zeltstoff ausgetauscht werden. Da ich Trekking-Erfahrung besitze, weiß ich, was ein Zelt bei Dauerregen und Windböen hergeben muss, damit sich keine Feuchtigkeit durchdrücken kann. Das traue ich diesem Dachzelt selbst im Neuzustand nicht zu, von einer Langzeitqualität will ich erst gar nicht reden.
Es ist mir unerklärlich, wie SCA als vermeintlich renommiertes Unternehmen und Pössl mit seiner Erfahrung und mindestens ebenso viel Renommee, ein solches Dach verbauen können. Von einem Einzelfall kann anscheinend nicht ausgegangen werden. Völlig überrascht war ich nicht, da ich hier im Forum bereits einige Eindrücke bezüglich der Qualität gewinnen konnte.
Mein Onkel besitzt einen Mercedes-Benz Marco Polo, Modelljahr 2017, und da ist das Aufstelldach von einer kaum vergleichbaren Qualität. Sicher, nun werden einige User*innen auf den Preis verweisen: Klar, der Campster ist günstiger; aber anscheinend funktioniert die Kalkulation ja nicht, wenn derart an der Qualität gespart werden muss. Selbst dann: der Wagen kostet mit praxistauglicher Ausstattung 47.000€, da möchte ich nicht von einem Schnäppchen sprechen.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es nun ein Roadcar 540. Das kostet mit gehobener Ausstattung 41.000€ und machte, obwohl sich dieselbe Unternehmensgruppe verantwortlich zeichnet, einen signifikant wertigeren Eindruck. Außerdem erscheint mir hier das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgewogener.
Was ist an einem Citroen Spacecamper mit Campingausbau denn bitte derart komplexer und kostenintensiver, dass er ausgebaut fast 20% teurer ist als ein Fiat Ducato mit Campingausbau?
Insgesamt schade, denn ich hatte mich sehr auf den Campster gefreut.