Zwischen Reifen der Klassen A und F können sich Bremswegunterschiede von 30% ergeben.
Der Grabber hat jedoch das EU-Label E und somit reden wir wohl doch eher von weniger als 30 %. Ich will nicht in Abrede stellen, dass er beim Nassbremsverhalten deutlich schlechter ist, aber man sollte schon noch etwas bei der Realität bleiben und nicht immer alles negativ aufrunden.
So, ich habe das ganze nun nochmal möglichst
realistisch betrachtet und vom Industrieverband offiziell ausgewiesene Sachverständige für das Vulkaniseur- und Reifenmechaniker-Handwerk konsultiert. (
Liste siehe hier
)
Ergebnis (vereinfacht)
Das EU-Reifenlabel, welches die Hersteller zertifizieren, muss nicht für jede Reifengröße separat erstellt werden, sondern nur für ein beliebiges Modell (sprich: Reifengröße) der gleichen Produktreihe (bei einem Reifenmodell gibt es ja teils zahlreiche Varianten). Ferner, werden bei den Reifentests Parameter verwendet, die typisch sind für ein dem Reifentyp entsprechendes Referenzfahrzeug. Und dabei gibt es keine Vorschrift dass hier exakt der ausgewiesene max. Lastindex herangezogen werden muss. Soll heißen: Ein Reifen General Grabber AT3 ist primär (genauso wie andere grobstollige/"offroad" Reifenmodell anderer Hersteller) für SUVs ausgelegt; der VCC jedoch ganz klar für Camper/Transporter (
falls du den Zusatz "C" bzw "CP" noch nicht kennst
). Sonst könnte ja jeder Reifen mit Parametern getestet werden die einem Fiat Cinquecento entsprächen.
Ich will nicht in technische Details absteigen, sondern bleibe bei einem
realistischen aber dennoch gut verständlichen Vergleich: Nehmen wir nun mal als SUV Referenzfahrzeug einen dicken Land Rover (die Dickschiffe schlechthin unter SUVs); durchschnittlich bringt so ein SUV
2.000-2.500kg auf die Waage. Auf der anderen Seite, haben typische Wohnmobile/Camper meist ein "Leergewicht" (20l Wasser, 80kg Fahrer?) von mindestens 3.000kg. Je nach Wohnmobiltyp (sage nur Vollintegriert) sogar noch wesentlich mehr. Dazu noch standesgemäße Ausstattung (Solar, Zusatzbatterien uvm.), zwei Fahrern, Fahrräder etc. .... kurzum: wir landen beim Typ Kastenwagen sicher bei
3.500kg und mehr.
Zwischen dem typischen Fahrzeug eines Offroadreifens à la Grabber AT3 und dem für Mini-LKW/Wohnmobilreifen liegen folglich, alleine schon vom Gewicht her, mindestens 1.000+kg.
Also stellen wir die beiden Reifen
nochmal nebeneinander und vergleichen mal deren EU Reifenlabel ...
doch wissen wir nun ... es macht keinen Sinn. Die Testbedingungen des einen sind weit unterhalb des anderen. Und genau das offenbart die Schwäche des Labels. Wo wir wieder beim gesunden Menschenverstand wären.
@NaturRosi: Wenn es eine Sache gibt, bei der "negatives aufrunden" angebracht ist, dann beim Thema
Sicherheit. Denn wir fahren hier mit 3,5+t unterm Hintern durch die Gegend.