...daß man sich mit einer vollkommen anderen Art des Reisens vertraut macht. Das muß nicht schlecht sein, aber halt gewöhnungsbedürftig. Und eben nicht ganz vergleichbar mit PKW's.
Goethe liebte es, mit der Postkutsche zu reisen. Die wenigsten würden heute noch mit der Postkutsche reisen wollen. So gewöhnt man sich an andere Formen des Reisens. Evolutionär liegt es in der Natur des Menschen, nicht von liebgewonnenen Privilegien Abschied zu nehmen.
Goethe verstarb 1835. Seine Alternative zu der Zeit wäre laufen, oder eine eigene Kutsche gewesen. Eine eigene Kutsche wäre für ihn zum Beispiel für seine Italienreise 1786 und 1788 zu unflexibel gewesen. Was sollte er mit der Kutsche und Pferden während seiner Aufenthalte machen? Postkutschen hatten Dank Pferdewechsel hôhere Reichweite. Denke er wird sich auch angeregt mit seinen Mitfahrern unterhalten haben, und dabei nicht dümmer geworden sein. 1835 wurde die erste Strecke der Eisenbahn eröffnet, und dessen Siegeszug begann. Natürlich wäre Goethe Eisenbahn gefahren, die Strecke nach Italien war aber vor seinem Tod nicht fertig. Kein vernünftiger Mensch wäre sagen wir Mal 1920 auf die Idee gekommen, mit dem Auto von Hamburg nach Italien zu fahren. Die Infrastruktur war noch nicht fertig, die Bahn war das Mittel der Zeit.
Will heißen.
Mobilität entwickelt sich. Da sind dann auch schon mal Technologiesprünge drin. Ab 1835 hat man eben langsam aufgehört Pferde vor Wagons laufen zu lassen, und sich auf Dampf konzentriert. Dessen Zeit ist genauso wie die von fossilen Verbrennern vorbei. Leuten 50+ leiden oft an eingefahrene Denkweisen (haben wir immer so gemacht, da kann ja jeder kommen) Es ist schwer vorstellbar, dass sich die Art des Reisens ändert, das hat es aber immer getan, und wird es weiter tun. Wer vor 10 Jahren die Batterietechnik und Ladeleistungen von heute beschrieben hätte, den hätte man ausgelacht. Natürlich gibt es immer noch Mängel, dafür geht Entwicklung ja weiter.
Was noch dazukommt, werden Verhaltensänderung sein.
- Warum am Vorabend einkaufen? Wenn nach 300 km eine Pause gemacht wird ( nicht nur wegen Laden, sondern auch für die Konzentration) Lidl anfahren, einkaufen und laden
- Wer macht einen Tankstop wirklich bei laufendem Motor? Toilette, Kaffee Beine vertreten, ne halbe bis 1 h sind schnell weg.
- Warum nach 6 Stunden den teueren Quatsch von der Raststätte essen? Etwas zubereiten, Kaffe kochen.
- Vielleicht hat der Ort, wo geladen wird, etwas was man immer mal sehen wollte? Da gibt es Orte, wo man sonst nie hinkommt.
- Vielleicht schaut man sich einfach mal eine Sendung / Film an, den man abends eh sehen würde ? Internet hilft.
- Vielleicht nicht mehr die Rekordzeit am Ziel für die Reise dokumentieren, sondern das was man erlebt hat.